Vor kurzem hat mir eine junge Frau von ihrer Beziehungsform erzählt, die nicht so ganz der allgemeinen gesellschaftlichen Norm entspricht. Kurz darauf kam ein Vater zu einer Aufstellung und hatte das Anliegen, dass seine Tochter wieder „normale“ Beziehungen haben solle. Nein, es war nicht der Vater dieser jungen Frau. Aber für einen Zufall habe ich das dann auch nicht gehalten und hab über diese zwei Gespräche nachgedacht.
Ich habe die junge Frau gefragt, ob sie glücklich sei in ihrer Beziehung. Sie hat das absolut bejaht. Das einzige was sie bedauert ist, dass sie diese Beziehung in dem Dorf, in dem sie lebt, nicht öffentlich machen kann und will. Der Vater meinte, dass seine Tochter nicht ganz so zufrieden sei mit dem Leben und da möchte er tun, was er kann, um es für sie leichter zu machen. Ein schöner Wunsch und eine wirklich gute Absicht des Vaters. Das hat aber nicht nur mit ihrer Beziehung zu tun. Für die Tochter geht es noch darum, sich selbst zu finden – ihren Beziehungen, in ihrer Beruflichkeit, in ihrem ganzen Sein. Das kann durchaus ein anstrengender Prozess sein, hängt aber nicht unbedingt an dieser oder jener Beziehungsform.
Außerdem: in welchem Jahrhundert sind wir denn gerade? Es gibt schwule, lesbische, bisexuelle Menschen, es gibt transgender Personen, Drags und Queens und was weiß ich noch... alles nicht „normal“? Oder einfach Spielarten des menschlichen Seins? Möglichkeiten, wie wir die Welt ein wenig bunter sehen können?
Ich kann jedenfalls nichts Abnormales oder Ändernswertes daran entdecken. Die einzig wichtige Frage kann doch nur sein, ob jemand glücklich ist, oder nicht. Leben wir unsere Potenziale und Visionen – ganz egal ob in dieser oder jener Beziehung, ob als Single oder Langzeitverheiratet. Was zählt ist nur die Beziehung zum Leben.
Ein Hoch auf das Anders-Sein also! Außerdem... wer will denn schon in allen Lebensbereichen normal sein :-)