„Nur 17 Prozent aller mit Sehvorgängen verbundene Gehirnprozesse haben direkte Verbindungen von der Netzhaut zur Sehrinde. Alle anderen Sehprozesse sind interne Rückkoppelungsschleifen. Das heißt, was wir sehen, hat nicht so viel mit dem Außen zu tun, sondern mit internen Hochrechnungsprozessen.“
Gunter Schmidt in: Aufstellungsarbeit revistited.
Ike: Die Welt ist, wofür du sie hältst. So lautet das erste Prinzip der hawaiianischen Huna-Philosophie. Die Welt ist nicht einfach. Genauer gesagt, das was wir von der Welt wahrnehmen ist keine objektive Realität. Unsere Sinnesorgane konstruieren die Welt, das Gehirn stellt die Informationen, die es bekommt zu einem – subjektiv – sinnvollen Bild zusammen. Nur ein relativ geringer Teil unserer Wahrnehmung kommt aus der Außenwelt, der Rest entsteht als Projektion in einer Mischung aus Erfahrungen, Erinnerungen und Überzeugung. Das bedeutet, dass es ebenso viele Welten und Wahrheiten gibt wie Menschen. Objektivität ist so betrachtet eine Illusion, ein Wunsch, der niemals erfüllt sein kann.
Ein beruhigender Ansatz, wenn wir dadurch wissen, dass wir uns so gut wie jeden Konflikt sparen können. Wir leben zwar in der selben Welt, nehmen sie aber nicht gleich wahr. Jede Auseinandersetzung erübrigt sich: Denn die Wahrheit liegt immer im Auge des Betrachters. Dennoch ist es so, dass natürlich die subjektive Wahrheit auch eine Wahrheit ist. Und von uns so gesehen und verteidigt werden darf. Nur weil es keine objektive Wahrheit gibt, heißt das nicht, dass meine subjektive Wahrheit nicht richtig sei. Für mich ist eben wahr, was ich wahrnehme und was ich darüber denke. Das kann aber natürlich für die Menschen neben mir schon wieder ganz anders sein.
Was ist hilfreich? Was ist nützlich? Was ist passend und was unpassend? Abseits aller moralischen Vorstellungen und kulturellen Prägungen können wir uns diese Fragen immer wieder stellen. Mit offenem Ergebnis.