Die grausamsten und intensivsten Konflikte spielen sich in meinem Kopf ab. Unendliche Stunden argumentiere ich und bin beleidigt über die Antworten, die ich bekomme. Ähm, die Antworten? Die gebe ich mir ja selber.
In meinem Kopf existieren natürlich alle Menschen, mit denen ich Kontakt habe, von denen ich mir etwas wünsche oder von denen ich mitunter auch enttäuscht bin. Wie weit das mit den Menschen in der äußeren Wirklichkeit zu tun hat, ist aber eine ganz andere Frage. In meiner inneren Wirklichkeit habe ich die Rollen klar verteilt: Meist bin ich das Opfer und die anderen die „Bösen“, meist muss ich mich verteidigen oder heldenhaft etwas durchsetzen, meist werde ich missverstanden oder missachtet. Das alles kann ein gutes Trockentraining sein für Situationen, wo es wirklich darum geht, mich zu behaupten und meinen Standpunkt klar zu legen.
Wenn ich allerdings beginne, mir zu glauben, was mein Kopf da so produziert, dann verändert das meine Einstellung jenen Menschen gegenüber, die ganz unfreiwillig eine unangenehme Rolle in meinen Gedanken spielen. Denn sie können nun wirklich nichts für die Sätze, die ich ihnen in den Mund lege.
Mein Kopf will damit nichts Schlechtes, ganz im Gegenteil. Meine Gedanken trainieren, probieren und kreieren. Was ich davon glaube ist aber immer noch die Entscheidung eines größeren Bewusstseins. Und das kann zum Glück immer wieder mal einen Schritt zurück treten und alles aus einer erweiterten Perspektive betrachten. Dann gelingt auch wieder eine konstruktive Begegnung mit den echten Menschen. Möglicherweise dürfen sich dann ich meine inneren Vorstellungen über diese Personen wandeln. Das nächste innere Gespräch könnte viel freundlicher verlaufen.