Eingeschränkt sind wir wohl alle gerade. Die einen in der Bewegungsfreiheit und die anderen in den überwältigenden Aufgaben, die sich stellen.
Als Soziologin finde ich es spannend, wie wir als Gesellschaft offensichtlich einen gemeinsamen Lernprozess zu bewältigen haben. Das Ich ist nicht mehr der entscheidende Faktor. Es geht darum, wie wir zusammenwirken. Darin liegt auch die große Chance, vielleicht können wir auch nach der aktuellen Krise etwas mehr Gemeinschaftssinn mitnehmen.
Als Coach und Begleiterin erlebe ich Menschen, die mit sich selbst konfrontiert werden. In ihren Ängsten und Möglichkeiten. Manche reagieren erstaunlich ruhig – vielleicht ist es aber auch noch Schockstarre. Andere reagieren panisch, wieder andere aktivieren Kräfte, von denen sie selbst nicht vermutet haben, dass es sie gibt. Ganz egal, wie jemand im Moment reagieren kann, es zeigt uns auf, wo wir Entwicklung weiterführen können. Manchmal ist es auch gut, diese Lernprozesse noch etwas zu vertagen. In Zeiten, in denen dafür wieder Platz sein wird.
Als Be-Leiterin von Aus- und Weiterbildungen und als Autorin hoffe ich, dass vieles von dem, was ich in den letzten Jahren zu vermitteln versucht habe, jetzt auch anzuwenden ist. Einer meiner Lehrer Serge Kahili King hat einmal gesagt: Wenn ihr einen Satz gelesen habt, der euch nützt, dann gebt ihn weiter. Vielleicht können manche etwas nützen oder weitergeben, ich hoffe es jedenfalls. Und ich bin überzeugt, dass genau die Form von Arbeit mit ganzheitlichem Menschenbild auch Zukunft haben wird. Denn es geht ums Teilen.
Persönlich habe ich natürlich auch mit allen möglichen Gefühlen zu tun. Natürlich kann ich manches aus einer erweiterten Perspektive sehen. Aber so manches trifft mich auch ins Mark und genau dort, wo ich meine Entwicklungsprozesse haben darf. Ich stehe nicht über den Dingen, sondern mitten drin. Manchmal fühlt es sich an wie ein Tunnel, durch den ich gehe und von dem ich keine Ahnung habe, wo er mich hinbringen wird. Doch manchmal habe ich den starken Eindruck von einem Ausgang, einer Richtung, einem neuen Schritt. Noch weiß ich nicht, wohin es mich bringen wird. Aber ich nähre die Hoffnung und die Zuversicht, dass es gut wird. Wie auch immer.
„Erst in der Beschränkung zeigt sich der wahre Meister.“
Johann Wolfgang von Goethe