Ja, eine Krise rückt uns allen die Perspektive wieder zurecht. Persönlich schaut das für jede Person wohl ein wenig anders aus, aber als Gesellschaft ist es vermutlich ein guter Wandlungsprozess. Natürlich geht es jetzt mal darum, die Auswirkungen zu überstehen - da haben wir hier in Mitteleuropa doch noch immer die besten Ausgangsbedingungen. Auch wenn es für manche ein sehr schwieriger Prozess ist, der vielleicht auch persönliche Verluste und durchaus größere Herausforderungen mit sich bringt. All das darf gesehen und gewürdigt sein. Ich möchte schon auch betonen, dass es nicht darum geht, sich mit positivem Denken über die Krise hinwegzuschwindeln.
Ich bin aber dennoch eine ganz entschiedene Optimistin. Das heißt ich setze meine Energie - auch wenns manchmal nicht ganz so leicht ist - bewusst dafür ein auch positive Gedanken und Emotionen zu kreieren. Und da fällt mir auch jetzt so manches ein...
Wir beschäftigen uns gerade wieder viel mehr mit uns selbst. Die Innenschau ist in all der Hektik der Zeit doch etwas verloren gegangen. Natürlich taucht da sofort auch so mancher Schatten oder ungeliebter Anteil auf, den wir lieber vermeiden würden. Aber auch Schatten wollen einfach nur angenommen werden, dann können sie sich wandeln und ihre bisher verdeckten Ressourcen wieder freigeben.
Wir schauen wieder mehr aufeinander. In all der Individualisierung ist uns manchmal auch der Blick auf das Ganze und die Menschen um uns herum abhanden gekommen. In Krisenzeiten zeigt sich auch das Beste in uns: die Menschlichkeit, die Rücksichtnahme und die Zusammengehörigkeit. Der Mensch bezieht sich wieder auf den Menschen.
Wir schauen auf die Ressourcen. Wenn uns klar wird, dass Ressourcen möglicherweise begrenzt sind, steigt die Wertigkeit. Meine Hoffnung ist, dass diese erneuerte Wertehaltung auch nach der akuten Krise anhält. Denn die Umwelt und auch die Kräfte der Menschen haben es dringend nötig, dass wir achtsamer werden.
Und wenn es uns gelingt, über die aktuelle Krise hinauszudenken, können wir auch wieder auf die Visionen schauen. Wie wollen wir eigentlich leben? Auf welche Weise macht das Leben Sinn? Welche Werte sind uns (wieder) wichtig (geworden)?
Und: Wie können wir Zusammengehörigkeit, Liebe, Leichtigkeit und Freude in unser eigenes Leben und in die Welt hinaustragen?