Schamanisches Denken bedeutet im Allgemeinen eine spirituelle Zugangsweise, in der die gesamte Welt als beseelt und belebt angesehen wird. Nicht nur Menschen haben eine Seele und ein Bewusstsein, sondern auch Tiere, Steine, Landschaften, das Wetter oder Möbelstücke. Diese Annahme macht einen entscheidenden Unterschied in unserem alltäglichen Umgang mit der Umwelt.
So sind schamanische Kulturen sehr bewusst in Kooperation mit den Elementen, der Natur und allen Teilen unserer Umwelt. Es ist immer ein Ausgleich von Geben und Nehmen, eine große Verantwortlichkeit. Es herrscht stets eine Verbundenheit mit einem größeren Ganzen, wie auch immer dieses genannt wird – Gott, Aumakua, Manitu oder Universum.
Wir können aus der schamanischen Überlieferung lernen, dass alles, was existiert, auch lebendig ist und einen Geist hat. Wir sind über ein Energiefeld mit allem Leben verbunden. Dieses Bewusstsein teilen indigene Schamanen mit Quantenphysikerinnen und Zen-Buddhisten. Wir erkennen immer mehr, dass wir spirituelle Wesen sind, die in einem Körper wohnen und eine menschliche Erfahrung machen. Die amerikanische Psychotherapeutin und Schamanin Sandra Ingerman sieht den Vorteil für uns, dass wir sowohl Wege zur Heilung wie auch die nötige Unterstützung im Leben bekommen, wenn wir in unmittelbaren Kontakt mit der geistigen Welt treten. Im Umgang mit diesem „transpersonalen Anderen“ geht es allerdings nicht darum, dass wir es anbeten. Mehr geht es darum, eine Beziehung aufzubauen.
Diese Verbindung zu diesem nicht sichtbaren „Anderen“ können wir zum Beispiel in der schamanischen Traumwelt herstellen. Das führt uns zu einem weiteren zentralen Element der schamanischen Denkweise: der Unterscheidung von alltäglicher und nicht-alltäglicher Wirklichkeit, oder anders gesagt, der Welt des Sichtbaren und der Welt des Verborgenen. In der alltäglichen Wirklichkeit findet das sogenannte normale Leben in der Wahrnehmung unserer Sinnesorgane statt. In der nicht-alltäglichen Wirklichkeit – in der Welt des (Tag-)Traumes – ist die schamanische Arbeit angesiedelt. Es ist eine Erfahrungsebene, die über das Greif- und Erklärbare hinausgeht. Beide Wirklichkeitsebenen sind allerdings eng miteinander verbunden: Alles, was in der nicht-alltäglichen Wirklichkeit verändert wird, verändert auch den Alltag, die sogenannte Wirklichkeit.
Die schamanische Reise ist eines der bekanntesten Instrumente und Methoden, um die nicht-alltägliche Wirklichkeit zu erreichen. Abgewandelt ist sie mit vielen bekannten Therapieformen zu verbinden: NLP, Hypnotherapie, die therapeutische Symbolarbeit nach C.G. Jung u.v.m. können auch mit schamanischen Reisen verglichen werden. Hier liegt die große Chance einer Beschäftigung mit den schamanischen Zugängen. Wir können modernes Wissen mit alter Weisheit verbinden und so das Beste aus beiden Richtungen erfahren.