Macht ist Machen

Mit einer Führungsrolle kommt auch Macht. Die Führungskraft trifft Entscheidungen und gibt die Richtung vor. Zunächst einmal bedeutet Macht „machen können“ und das heißt nicht, automatisch seine Vorhaben immer nur gegen die Widerstände anderer durchboxen zu müssen.

„Nur die Harten kommen durch“, also das Gleichsetzen von Führungseigenschaften mit kompromissloser Durchsetzungsfähigkeit, ist ein Trugschluss. Wesentlich mehr lässt sich erreichen, wenn andere freiwillig mitziehen und Macht offen und kooperativ ausgeübt wird. Wissenschaftliche Studien (Tit for Tat beschrieben von Robert Axelrod) zeigen, dass eine Haltung der Kooperation langfristig ohnehin immer die erfolgreichste ist. Auf eine unfaire Aktion können wir natürlich mit Abgrenzung reagieren. Dann gilt es aber wieder die Hand zur Kooperation zu reichen.

 

Auf Basis eines Machtgefälles, über autoritäre Zugriffe oder via verbaler Gewalt zu agieren, verspricht in manchen Situationen vielleicht einen kurzfristigen Vorteil. Auf lange Sicht werden hier aber alle zu Verlierern. Zum einen provozieren wir Gegenangriffe der anderen Seite, die wiederum eine Reaktion einfordern – eine Endlosspirale – und zum anderen muss diese Macht erhalten werden. Das ist wiederum sehr anstrengend und harte Arbeit. Es kann auch leichter gehen.

Führungsmodelle, die rein auf eine Person zugeschnitten sind, haben sich überholt. Ebenso können wir uns vom Bild des autoritär Allein-Bestimmenden verabschieden. Zeitgemäßes Führen ist darauf ausgerichtet, Übereinstimmung herzustellen und nicht in erster Linie andere zu beeinflussen oder mit Druck dazu zu bringen das Gewünschte zu tun. Die Kraftanstrengung für diesen Druck können wir uns sparen und dagegen auf Motivation setzen. Das gilt für sich selbst genauso wie für andere. „Ich muss einfach noch härter arbeiten!“, das ständige Antreiben mit der Peitsche funktioniert bei einem selbst schon nicht. Warum sollten dann KollegInnen und KooperationspartnerInnen auf diese Härte positiv reagieren?