Nein, ich bin nicht immer gelassen und stehe über den Dingen. Ich kenne das ganze Spektrum der Gefühle von Begeisterung bis Verzweiflung, von Freude bis Wut und von Glückseligkeit bis Traurigkeit.
Manchmal wechseln sich diese Gefühle innerhalb von wenigen Minuten ab. Manchmal bleibt ein Gefühl auch für längere Zeit.
Mein Lernweg ist, meine Gefühle immer mehr als Besucher im eigenen Inneren zu sehen. Ich bin nicht meine Gefühle, die Gefühle sind ein Teil von mir. Sie geben mir wertvolle Inputs und doch ist nicht jedes Gefühl eine Wahrheit für sich. Die Wut kann mir schon mal eine Grenze aufzeigen, die ich wahren möchte und die Verzweiflung den Wunsch nach Ruhe und Sicherheit. Wenn ich diese Botschaften verstehe, dann kann ich auch schneller wieder einen konstruktiven Weg finden, für mich zu sorgen.
So manches Gefühl kommt aber auch aus einer anderen Zeit und wird durch ein Ereignis im Jetzt nur ausgelöst und erinnert. Gar nicht so leicht zu unterscheiden, denn es fühlt sich sehr real und aktuell an. Da hilft nur ein wenig Abstand, ein paarmal tief durchatmen und das Wissen, dass ich immer noch größer bin, als jedes Gefühl.
Ganz egal, ob es ein aktuelles oder altes Gefühl ist – wenn ich das ganze Spektrum der Gefühle wahrnehme, bleibe ich lebendig. Und herausgefordert mit mir selbst. Eine schöne Aufgabe.