Ich habe jetzt etwas unfreiwillig im Zug eine Stunde lang einer Dame zugehört, wie sie sich lautstark und nachhaltig bei ihrem Reisepartner über unpünktliche Züge und die unerträglichen Belastungen einer Bahnfahrt beschwert hat.
Sie musste - um den Zug zu erreichen, in dem sie sitzt - kurz laufen und war nicht sicher, ob der Anschluss erreicht werden kann oder eine Stunde Wartezeit in Kauf zu nehmen sei. Die Dame und ihr Reisepartner sind auf dem Weg in den Urlaub. Kein besonders guter Urlaubsbeginn aus meiner Sicht. Ich verstehe schon, dass das Umsteigen und die 5-minütige Verspätung etwas Stress ausgelöst hat. Aber das Beklagen und immer wieder Betonen der Schwierigkeit haben sicherlich den Stress nochmal massiv verstärkt und ausgedehnt.
Auch für mich. Denn ich fahre gerne Bahn und nehme die - in meiner Erfahrung selten vorkommenden - kleinen Verspätungen in Kauf, weil ich dadurch Sicherheit und Komfort gewinne. Außerdem habe ich schon viel zu viele - ungenutzte - Stunden im Stau auf der Autobahn verbracht.
Erst im Nachhinein fällt mir ein, dass ich mich auch einfach an einen anderen Platz setzen hätte können. Der Zug war zwar recht voll, aber es hätte noch Möglichkeiten gegeben. Ich habe mich also vom Stress der Dame anstecken lassen.
Dafür schaue ich jetzt wieder bewusst auf die vorbeiziehende Landschaft und lasse meine Nerven und Gedanken beruhigen. Schön ist es da...