Ich hatte jetzt zweimal ein Gespräch, in dem mein Gegenüber das ganze Leben als völlig verpfuscht und gescheitert bezeichnet hat. Alles sei nur Niederlage, Kränkung und hoffnungslose Aussicht gewesen, von Anfang an.
Jetzt könnte ich natürlich schnell sagen, dass das wohl übertrieben sei, denn schließlich sitzt mir jemand gegenüber, die/der offensichtlich noch Kräfte hat, eine Familie, ein Auskommen usw. Oder ich könnte sagen, dass die Person wohl depressiv sei und Medikamente braucht, um den Hirnstoffwechsel wieder anzuregen. Und ich kann mich natürlich auch fragen, was ich da jetzt noch ausrichten soll. Ein ganzes verpfuschtes Leben kann ich in einer Beratung oder einer Aufstellung nicht gerade richten.
Alle diese Gedanken sind mir durch den Kopf gegangen. Und zugleich schien mir dann doch wieder nur ein Gedanke wirklich sinnvoll: Worum könnte es jetzt gehen? Wenn dieser Mensch jetzt hier ist, dann gibt es noch eine Hoffnung, dann gibt es noch einen Wunsch und noch eine Möglichkeit das Leben zu verändern. Ein kleiner Schritt vielleicht zuerst. Aber genau aus diesem kleinen Schritt in eine positivere Richtung kann möglicherweise eine neue Sicht auf das Leben werden. Es wäre schön, wenn ich dazu etwas beitragen könnte.