Ich beobachte an mir selbst immer wieder, dass ich in Verhaltensmuster rutsche, die in meiner Kindheit geprägt wurden. So manches Gefühl und so manche Reaktion hat so gar nichts mit dem „Jetzt“ zu tun.
Im Nachhinein kann ich das wunderbar sehen, ich habe mich wieder mal mit einem früheren Zustand oder Gefühl verwechselt. Lieber wäre mir natürlich, wenn ich es gleich merken würde.
In Timothy D. Wilsons Buch „Gestatten, mein Name ist Ich“ lese ich, dass ich damit offensichtlich in guter Gesellschaft bin:
„...stellt ein Psychoanalytiker dem anderen folgende Frage: ‚Wie würden Sie eine interpersonale Beziehung nennen, in der... die Personen in dieser Beziehung einander nicht als das sehen, was sie objektiv sind, sondern sich nur aus dem Blickwinkel ihrer infantilen Bedürfnisse und Konflikte wahrnehmen?’ Der Analytiker antwortet seinem Kollegen: ‚Ich würde das als Leben bezeichnen.’“
Passiert also immer wieder, dass wir uns mit jüngeren Anteilen oder früheren Zeiten verwechseln. Die positive Nachricht aus der Gehirnforschung ist, dass es gelingen kann, veränderte neuronale Bahnen zu schaffen. Es braucht nur ein wenig Übung und Wiederholung. Die nachträgliche Erkenntnis hilft da schon. Ich übe weiter, denn die nächste Gelegenheit kommt bestimmt.