Ein Praxisbeispiel: Der Umgang mit Werten in einem großen Unternehmen
Ein Beispiel aus einem großen gewinnorientierten Unternehmen, das seit mehr als einem Jahrhundert eine gute Marktposition hält, zeigt, dass die Werteebene alles überdauert. In einer Tochtergesellschaft kommt es derzeit zu großen Unruhen, weil seitens des Vorstandes ein neuer Geschäftsführer – Typus Klischee-Berater – eingesetzt wurde. Angetreten, um das ganze Unternehmen in möglichst kurzer Zeit zu reformieren.
Ohne Rücksicht auf bestehende Werte und vor allem ohne Loyalität zu Mitarbeiter:innen, bisherigen Ausrichtungen und Aufgaben soll das Unternehmen umgekrempelt werden. Was bisher geschah, hat aus der Sicht der neuen Führungskraft keinen Wert. Natürlich: Es gibt die eine oder andere Baustelle, in einer langen Unternehmensgeschichte schleichen sich auch viele Umwege und fragwürdige Abläufe ein, auch sind nicht alle Mitarbeiter:innen sinnvoll und gut eingesetzt. Hier braucht es Reformierung, Klärung und neue Ausrichtung.
Die Folgen der Missachtung bestehender Werte
Wird diese neue Ausrichtung jedoch ohne die Würdigung des Bisherigen gemacht, ist der Konflikt vorprogrammiert. Die bisherige Führungsebene – soweit sie noch Entscheidungsmacht hat – und die langgedienten Mitarbeiter:innen werden in den Widerstand gehen. Die neue Führungskraft kann wohl ein paar Reformen durchsetzen, vermutlich auch ein paar sinnvolle neue Abläufe in den Unternehmensalltag bringen. Doch der Preis dafür wird hoch sein. Die Motivation von vielen leidet, die Umsetzung wird zögerlich geschehen und vielleicht sogar bewusst oder unbewusst boykottiert. Auch sinnvolle Veränderungen sind damit blockiert. Nach einer Weile wird die Führung wieder wechseln und das Spiel beginnt von vorne.
Der nachhaltige Weg: Werte würdigen und neu ausrichten
Um wirklich nachhaltig etwas verändern zu können, braucht es zuerst einen Schritt zurück. Werden die Gründungswerte eines Unternehmens nicht berücksichtigt, kann die Neuausrichtung nicht gelingen. Die Werte stehen wie Wächter hinter allem. Nicht immer sichtbar, doch implizit immer vorhanden. Sinnvolle Neugestaltung braucht daher auch eine Neu-Orientierung der Werte, ein Wiederaufleben der gemeinsamen Ausrichtung und eine Würdigung des Bisherigen.
Nicht alles an den Werten und den bisherigen Aufgaben war möglicherweise gut und zukunftsorientiert. Doch alleine das Vorhandensein und die Energie, die darin liegt, muss gewürdigt werden. Dann können Werte und bisherige Organisationsstrukturen sinnvoll und lösungsorientiert umgebaut werden.
Die Macht der Werte
Werte sind sowohl im persönlichen Leben als auch in Organisationen von zentraler Bedeutung. Sie können als Quelle der Motivation und als Fundament für nachhaltigen Erfolg dienen. Eine Missachtung dieser Werte kann zu erheblichen Störungen und Widerständen führen. Daher ist es entscheidend, die Werte zu erkennen, zu würdigen und in jede Form von Veränderung mit einzubeziehen. Nur so kann eine Organisation langfristig erfolgreich und stabil bleiben.