Hallo! Schönen guten Tag!
Ich bin auf der Suche nach einem Einstieg für meinen Text und möchte dich, liebe*r Leser*in sehr gerne und herzlich begrüßen. Was wäre da passender als ein Begrüßungs-Ritual? Eine sprachliche Formel, mit der ich glaube, mich richtig zu verhalten. Ein „Hallo“ am Anfang eines Textes, ein warmes und weiches Händeschütteln oder eine feste Umarmung zur Begrüßung (so ganz ohne sozialer Distanziertheit) bei physischen Begegnungen … all diese Dinge geben mir ein Gefühl der Ordnung. Ein Gefühl der Sicherheit. Eine Idee, wie ich mich gebärden kann. So dass ich mich orientieren kann. Und hoffentlich auch du dich orientieren kannst.
Orientierung suchen wir auf der Fahrt durch das Meer des Lebens immer wieder. Speziell, wenn der Nebel aufzieht, dann brauchen wir so etwas wie innere und äußere Leuchtraketen, die uns den Weg weisen. Rituale können solche Wegweiser des Lebens sein. Und auch wichtige Übergänge markieren. Wenn ein Mensch auf die Welt kommt, dann feiern wir ein Namensgebungsfest oder zelebrieren ein Taufritual. Wenn zwei Menschen für immer zueinander JA sagen, dann veranstalten wir Hochzeitsfeiern. Wenn ein Mensch von der irdischen Welt geht, dann verabschieden wir uns mit einem Begräbnis-Ritual. Diese feierlichen Zeremonien haben hohen Symbolcharakter und sind sehr hilfreich für uns, etwas einordnen zu können.
Manche Rituale stammen aus einer 'anderen Zeit‘. Sie wirken vielleicht befremdlich oder sinnentleert oder sind aus der Mode gekommen. Können sich anfühlen wie ein starres Korsett oder eine leere Hülle. Dann könnten wir es uns zur Aufgabe machen, diese Hüllen neu zu füllen und zu interpretieren. Mit all unseren Emotionen, mit eigenen Ideen, mit sprudelndem Leben. Mit ganzer Kraft und Herzblut und so neue Ritualformen zu entwickeln, die unsäußerst sinnvoll erscheinen. Übertragen in unseren Kontext, in unsere Zeit. Denn ein Leben ohne Rituale wäre - zumindest für mich - ein sehr diffuses, dahin plätscherndes, leeres Dahingehen. Doch manchmal will ich tanzen, manchmal will ich feiern, manchmal will ich auf „Pause“ drücken und etwas einen besonderen Rahmen geben. Mich danach an etwas erinnern, dass wunderschön war, prickelnd und intensiv, mich mit anderen Menschen sehr verbunden hat.
Und dazwischen?
Dazwischen trinke ich jeden Morgen meinen Filterkaffee aus der gepunkteten Tasse, die mir meine liebe Frau Nachbarin hinterlassen hat und beginne so jeden Tag mit einem kleinen sich wiederholenden Ritual. Gebe damit meinem Leben Ordnung und Struktur und treibe dann wieder hinaus aufs offene Meer, wo ich nie genau wissen kann, was mich heute so erwartet. Adieu!