Freundschaft mit dem Körper - Beitrag von Jürgen Illmayer

Die Psychosomatik schenkt nicht dem Körper weniger, sondern der Seele mehr Bedeutung.“ 
(Weiss & English, 1949)

Diese Definition bringt, wie ich meine, die Ambivalenz und Herausforderung der Psychosomatik auf den Punkt. Es geht zu gleichen Teilen um Körper und Geist.

Wenngleich die Symptome einer Somatisierungsstörung - wie etwa Bauchschmerzen, Übelkeit oder Atemlosigkeit ohne Anstrengung - zu körperlichem Unwohlsein führen, so ist es in der therapeutischen Praxis meist gewinnbringend, diesen negativen Symptomen wohlwollende Absichten zu unterstellen. Dieser Betrachtungsweise liegt die Annahme zu Grunde, dass der Körper, dass mein Körper auch mein Verbündeter ist. Ich sitze also mit meinem Körper nicht nur sprichwörtlich in einem Boot. Als Kapitän, als Lenker und Entscheider meines Lebens bin ich auch auf die Funktionsfähigkeit meines Erfahrungskörpers angewiesen. Zahlreiche Forschungsergebnisse der letzten Jahre belegen eindrucksvoll die Wirksamkeit und Funktionsweise von Selbstheilungskräften. Die helfenden Berufsgruppen im Bereich der Psychosomatik bearbeiten auf unterschiedliche Weise die Schnittstelle Körper:Geist.

 

Im systemischen Denken wird Krankheit nicht ausschließlich als persönliches Merkmal eines Patienten gesehen, sondern vor allem als Ausdruck gestörter Interaktionen und dem damit verbundenem Krankheitswert.

Die Ursachen für die Entwicklung und Aufrechterhaltung von psychischen und psychosomatischen Störungen werden unter anderem vor allem in pathogenen Beziehungsmustern gesucht. Anstatt der Frage, warum eine Person erkrankt ist, interessiert die systemische Perspektive vor allem die Frage, „wie eine Person es gemeinsam mit anderen Menschen schafft, eine Störung immer wieder neu hervorzubringen, und welche Ressourcen das System hat, die Störung zu überwinden.“(S.42, Herzog et al, 2016)

Der Fokus liegt vor allem auf der ersehnten Lösung, wobei davon ausgegangen wird, dass man das Problem nicht gänzlich verstanden haben muss, um brauchbare Lösungen entwickeln zu können. Kranksein bedeutet demnach nicht nur, eine Krankheit zu haben, sondern vor allem, über seine Erkrankung zu sprechen.

Dementsprechend reagieren wir nicht nur auf Krankheiten, sondern konstruieren diese auch mittels unserer Sprache und beeinflussen damit die Krankheitsverarbeitung und deren Verlauf maßgeblich mit. Aus systemischer Perspektive sind die oftmals unausgesprochenen, metaphorischen Vorstellungen, die innerhalb der Familie bzw. relevanter Bezugsgruppen bezüglich der Erkrankung herrschen, von großer Bedeutung, da diese Narrative das Ohnmachtserleben oder eben die positive, konstruktive Verarbeitung der Krankheit mit beeinflussen.

Neben der systemischen Perspektive gibt es noch zahlreiche andere therapeutische Sichtweisen, welche Ihnen auf Ihrem Weg zu mehr Wohlbefinden helfen können. In meinem Selbsterfahrungsseminar „Freundschaft mit dem Körper“ im Bildungsfreiraum Linz werden wir den verschiedenen Sichtweisen auf den Grund gehen, auf dass Sie die für Sie stimmige Methode finden können.

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