Der Gescheitere gibt nach

So hat es in meiner Kindheit öfter mal geheißen. Damit war gemeint, dass es sich einfach nicht lohnt, weiter zu streiten und jemand wohl den ersten Schritt zur Versöhnung gehen muss.

Um den Schmerz des damit verbundenen Verlustes von eigenen Bedürfnissen oder Vorstellungen abzumildern – beim Nachgeben verliert man natürlich immer etwas - darf man sich eben dann der/die Gscheitere nennen. Für den persönlichen Stolz durchaus auch eine gültige Währung.

Lässt das jetzt den Schluss zu, dass sich immer die Dümmeren durchsetzen? Das wäre fatal. Manchmal wird’s wohl auch so sein. Doch wie lange währt dieser scheinbare Sieg? Kurzfristige Gewinne sind wohltuend. Nicht nachgeben hat aber langfristig einen hohen Preis. Wir verlieren Beziehung und Nähe, wir verlieren Vertrauen, manchmal Zeit und Geld. Nicht nachgeben braucht hohe Einsätze, um die eigenen Vorstellungen zu verteidigen und durchzusetzen.

Ist es einer Seite möglich, im Konflikt einen Schritt zurückzugehen, kann die andere Seite vielleicht sogar wieder ein Stückchen entgegenkommender und kompromissbereiter sein. Vielleicht können dann sogar alle Beteiligten ein Stückchen „gescheiter“ sein?